„UND, HAST DU AM SONNTAG GEWÄHLT?“
Juni 9, 2024HAST DU DEINE HAARE SCHNEIDEN LASSEN?
Juni 23, 2024Hörte ich bereits 1997, als ich hier kam (damals war es DM), und auch heute.
Was genau bewirken diese zwei Euro? Was bedeutet es für die Beteiligten, für die Gebenden und für die Empfangenden?
In diesem Zusammenhang sprach ich neulich mit meinem Bruder Geno über die versteckte „Black Tax“. Kennst du den Begriff?
Gemäß Wikipedia „Black Tax […] beschreibt (ursprünglich) den Abfluss von Geldern von gutverdienenden Afrikanern. Diese unterstützen mit dem Geld Familienmitglieder, manches Mal auch Stammesmitglieder oder auch Nachbarn.“
Die erste Person, die gut verdient, betrifft es am Härtesten.
Dieses Phänomen beobachte ich auch an mir, an meinen Bekanntschaften, sowohl im Ausland als auch in Kenia.
Mir ist bewusst, dass jede/jeder das selbst verantwortet. Doch die Erwartung, dass du für andere sorgst, ist enorm.
Aufgrund der Distanz tendieren diejenigen, die weit weg sind, schnell Geld zu verschicken, denn „Zwei Euro können ja viel bewirken.“
Es kann nicht funktionieren, wenn nur eine oder zwei Personen für alle und für eine lange Zeit sorgen. Alles heißt nicht, wie hier im Durchschnitt 1,5 Kinder, sondern vielleicht hast du 7-10 Geschwister, usw.
Wenn der Eimer noch ein Loch hat? Wenn du deiner Familie blind vertraust und sie dich systematisch „belügen“, um noch mehr Geld aus dir auszupressen, tut es noch mehr weh.
Während du im Ausland auf deine Bedürfnisse verzichtest, wirst du feststellen, dass alle anderen im Ursprungsdorf sich das Leben einfach machen, denn „Du bist ja in Overseas.“
Warum sollen sie sich denn anstrengen, wenn du eh Geld schickst? Und weil du ja „Zungu-Freunde“ hast, kannst du noch mehr verschicken.
Und wenn du einmal Mut hast, Nein zu sagen.
„Was ist, wenn sie dich nicht mehr mögen?“ – fragte mich einmal meine Halbschwester, die auch in Deutschland studierte, als wir uns über dieses Dilemma unterhielten.
Und genau damit wird auch gespielt. Zugehörigkeitsbedürfnis steuert uns
enorm. Die Angst, ausgeschlossen zu werden, ist da. Zu dieser Zeit erkämpfst du dir in deiner Wahlheimat auch diese Zugehörigkeit. Kaum jemand traut sich also, Nein zu sagen.
Ubuntu (nicht das Betriebssystem :-)) wird in deutschen Artikeln gepriesen. Es ist ein kollektiver und nicht individualistischer Ansatz. Ich bin sehr skeptisch, vielleicht weil dieser kollektive Ansatz „missbraucht“ wird. Hier
bedarf es einer ganzheitlichen Betrachtung. Wir dürfen uns fragen:
Was bedeutet der Ansatz ganz genau für die einzelnen Personen?
Wer profitiert wirklich davon?
Ich habe gelernt, den Individualismus hierzulande zu schätzen. Ich vertraue auf Stephen Coveys Ansatz, dass „private victory“ vor „public victory“ anzustreben ist.
Ich bin überzeugt, dass hashtag#Eigenverantwortung eine saubere Grundlage ist für Kollektivismus.
Praktiziert ihr in euerer Familie eher den individualistischen oder kollektiven Ansatz?