MAGISCHE BEGEGNUNGEN IN MÜNCHEN
Oktober 23, 2022„STELL DIR VOR, DU BIST SCHON AM SCHLAFEN…“
November 27, 2022Sagte mir neulich eine freundliche Dame aus einem bestimmten Kanton, mit der Absicht mich mit diesen Worten zu beruhigen.
Ich rief an, weil ich eine bestimmte Vorgehensweise nicht verstand.
Ich konnte am Telefon hören, dass sie zu dem Ausdruck „Wir sind sehr speziell“ lächelte. Sie war mir sofort sympathisch.
Ich lachte mit, denn die Folge für die Verspätung war auch mild – nach dem Motto: „Wir sind selbst langsam in der Zustellung, also gibt es keine negativen signifikanten Folgen für Sie als Antragstellerin“.
Überhaupt sind mir Menschen, die ihre Vorgehensweise selbst hinterfragen und auf Fragen ohne Abwehr eingehen, sehr sympathisch.
Das macht eine Begegnung, sei es auf einer Behörde oder nicht, sehr einfach.
In den Fällen, in denen ich es erlebte, fanden wir dann gemeinsam eine gute Lösung ohne einander verrückt zu machen.
Doch erinnerte mich dieser neue Fall daran, wie ich mich zu Beginn bei diesem schweizer Wort sehr wunderte. Der Kontext der Verwendung war anders als in Deutschland.
Er ist speziell.
Die Sache ist so speziell.
Der Fall ist sehr speziell.
Das war für mich nicht eindeutig positiv wie im Englischen (ja direkte Übersetzungen machte ich viel:-))
Und auch nicht negativ. Einfach speziell, anders, nicht alltäglich.
Ich empfand dieses Wort als immer cooler. Eine Feststellung, nicht unbedingt eine Bewertung.
Wenn du aus der Schweiz kommst, das ist meine Interpretation von dem Wort „speziell“: Wie ist es wirklich gemeint, damit ich von dir heute lernen kann?
Da ich weiß, was schnelle Bewertungen von Mitmenschen für eine Auswirkung haben, lernte ich mit der Zeit diese Worte zu verwenden. Diese helfen mir in einem Gruppengespräch nicht so schnell über etwas oder jemanden, nur aus einer Erzählung heraus, zu urteilen.
Diese sind:
📍Das ist spannend.
📍Das ist interessant.
📍Okay, das kann ich nicht beurteilen.
📍Ich stecke nicht drin / Du steckst nicht drin.
📍Ich kenne nicht alle Fakten.
📍Das ist die eine Seite der Story.
Es ist eine magische Übung, die dazu führt, dass ich andere nicht so schnell oder gar nicht verurteile.
Beruflich als Auditorin betone ich immer, dass es um die Sache geht, nicht um die Personen. Manchmal wünsche ich mir, die Auditprinzipien würden auch für kulturelle Begegnungen gelten.
Bei dem Bestreben dazuzugehören, vergisst du vielleicht manchmal deine eigenen Werte und das, was du dir vorgenommen hast.
Mir hilft dieser Satz von Hans Rosling , der mit seinem Buch „Factfulness“ 10 Gründe benennt, warum wir so falsch liegen (frei übersetzt):
„Gehe davon aus, dass die Menschen keine Idioten sind. Wenn etwas seltsam aussieht, sei neugierig und bescheiden. Überlege dabei: inwiefern ist dies eine smarte Lösung?“
Wie speziell bist du?