WAS MICH TRAURIG MACHT
November 23, 2020WAS WILLST DU WERDEN, WENN DU GROSS BIST?
TOCHTER: „GLÜCKLICH“
Wenn ich zulasse, dass ich von meinen Kindern lerne, passiert Magie. Dies sagte ich bereits, als ich von meinem Sohn berichtete. Von seiner Zwillingsschwester lerne ich ebenfalls eine Menge aber auf eine ganz andere Art. Sie ist ruhiger und zugleich schlagfertig. Sie dosiert ihre Worte. Wenn sie etwas sagt, dann trifft es.
3 Stories und wie meine Tochter es schafft, meine Sicht der Dinge zu ändern
(Alle Bilder von meiner Tochter)
#STORY 1: „ICH WILL GLÜCKLICH BLEIBEN“
Jedes Kind hat bereits diese Frage gehört, von Eltern, von Familienmitgliedern und sogar von Fremden, wenn nichts mehr zu fragen ist.
Ich stelle meine Tochter Jahr für Jahr dieselbe Frage, wie mühsam. Ich dachte, damit kann ich herausfinden, was sie gerne später machen würde.
Mehrfach hat sie bereits geantwortet „Das hat noch Zeit“. Auch wahr.
Neulich bei einem Spaziergang redet sie mit Freude mit mir. Ich hörte zu und sah sie gleichzeitig vor mir als Erwachsene und fragte mich, was ihr Freude machen würde. Anstatt zu schweigen bin ich doch neugierig geworden und fragte nochmals.
„Was willst du werden, wenn du groß bist?“
Sie, ganz schnell und locker
„Glücklich bleiben“
Ich umarmte sie und verstand ihre Botschaft.
Gerade jetzt sehen wir, wie wir Achtsamkeit großschreiben und Sinnhaftigkeit hinterfragen. Wie viele Sachen können Kinder auf ganz natürliche Weise? Wir verlernen sie und geben wieder Geld aus und hoffen damit glücklich zu sein?
Diese Antwort rührte mich zu Tränen. Wir verwechseln oft Berufserfolg mit Glücklich sein. Das möchte ich meinen Kindern nicht mehr vermitteln. Ich lasse sie glücklich sein.
Und was bedeutet dies für uns in den Unternehmen? Aufmerksam sein. Menschen dort einsetzen, wo sie glücklich sind und mit Freude ihrem „Beruf“ nachgehen. Ihre Stärken anerkennen, ihre Schwächen akzeptieren aber nicht immer darauf rumreiten. Und das bringt mich zu Story 2.
#Story 2: „WENN JEMAND ANGST HAT, DANN IST ES SO“
Wer hat Angst vor Schnecken? Und vor Hunden?
Ich habe Angst vor Hunden und bin immer froh, wenn diese vorbei sind.
Meine Tochter hat Angst vor Schnecken und bei den Spaziergängen kann das sehr anstrengend sein.
Ich als Mutter denke, so nehme ich meiner Tochter Angst weg „Du brauchst keine Angst zu haben. Schau mal wie langsam sie sind. Sie tun dir nichts.“
Tochter: „Weißt du, du hast doch Angst vor Hunden. Wenn jemand Angst hat, dann nutzen Ratschlägen erstmal nicht. Der erste Schritt ist zu akzeptieren. Es ist so.“
Wie recht sie hat. Zu zeigen, dass ich sie verstehe und ernst nehme ist doch viel klüger als „Besserwisser“ zu spielen.
Auch etwas bei dem wir als Erwachsene wieder erneut lernen: mit unseren Ängsten umgehen. Viele Experten schlagen das sogar vor. Meine Tochter hat diese Bücher noch nicht gelesen.
Mit ihren praktischen Beispielen schafft sie es immer, meine Sicht auf Dinge zu ändern. Ihr Bruder beispielsweise mag keine Tomaten und kaum Obst. Also versuche ich immer wieder was Kluges zu sagen. Da sagt sie ganz gelassen
„Mama du magst doch auch kein Sushi. Wie wäre es für dich, wenn wir dich zwingen würden Sushi zu essen?“
Keine Worte mehr von mir.
Ihr gegenüber zu zeigen, ja du hast recht, bindet uns. Denn nur, wenn ich sie verstehe, finden wir gemeinsam eine Lösung.
Was ist jetzt der Unterschied zum Umgang mit unseren Stakeholdern in der Geschäftswelt?
Bei allen Geschäftsbeziehungen geht es erstmal um das Verstehen. Wenn ich die Ängste meiner Kunde verstehen und spüre, dann kann ich sie gezielt unterstützen.
Blockieren wir aber von vorne rein blockieren, ist es meist kontraproduktiv.
Einverstanden?
#Story 3: „DIE EINZIGE, DIE SICH DIE HÄNDE NICHT GEWASCHEN HAT, BIST DU. SIEHT MAN DOCH“
Wenn eine ruhige Person schlagfertig ist, fehlen einem die Worte.
Noch lange vor Corona, da ich das von meiner Mutter kenne, bestehe ich immer darauf, dass wir gleich bei der Ankunft Hände waschen. Und manchmal frage ich doch zu viel und nerve damit meine Kinder. Doch seitdem ich diese Antwort erhielt, bin ich vorsichtig:
„Natürlich habe ich mir die Hände gewaschen, die Einzige, die sich hier nicht die Hände gewaschen hat, bist du, das sieht man doch“.
Wie wir gelacht haben. Wie recht sie hat, ich kann doch nicht beweisen, dass ich die Hände gewaschen habe, wenn sie immer so dunkel aussehen.
Und das zeigte mir auch etwas: die Fähigkeit über uns zu lachen, nimmt Anderen Angst weg. Wir gehen mit unseren Unterschiedlich-sein leicht um, wenn wir es zulassen darüber zu reden, manchmal mit Humor.
Eine andere Antwort, die ich auch neulich erhielt, möchte ich euch nicht vorenthalten.
Ich wunderte mich und sagte dabei laut, als meine Tochter im Esszimmer war „warum übernehme ich mehr Aufgaben daheim als ihr…?“
Sie „Das ist dein Schicksal als Mutter, akzeptiere es. Du wirst immer mehr machen als wir Kinder“
Mir fiel nichts mir ein. Ich sage zwar immer „lass dich nicht schicksalisieren“ aber mit allen Realitätsbrillen, die ich anhabe, akzeptiere ich diese Antwort und meine Rolle als Mutter. Doch wenn sie älter ist, werde ich sie daran erinnern:-)
Learnings für uns in den Unternehmen?
Wenn wir uns bewusst für eine Rolle entscheiden, dann auch mit allen Aufgaben und Pflichten, die diese Rolle mit sich bringt. Erwartungen klären sage ich immer, auch mit sich selbst. Zu wissen, woran man ist, ist entscheidend. So vermeiden wir mühsame Diskussionen. Ich kann doch nicht von meiner Tochter verlangen, dass sie „Tisch aufräumen“ als Prio sieht. Ich mache es, weil es mich stört.
In den Unternehmen kann es auch sinnvoll sein, Aufgaben je nach Leidensdruck zu verteilen. Wenn es jemandem stört, dass ein Prozess nicht richtig läuft, dann wird diese Person auch gerne das Projekt annehmen, den Prozess zu optimieren. #Sinnhaftigkeit verstanden.
Ich bin dankbar, dass meine Kinder mich immer daran erinnern, wie ich wirke und bin immer wieder fasziniert, wie sie mir helfen, meine Sicht der Dinge zu ändern.
Ich wiederhole ganz bewusst. Es müssen nicht immer die „erfolgreichsten“ und „berühmtesten“ Leute sein, von denen wir lernen. Manchmal sind unsere Augenöffner wirklich nah und griffbereit.
Lassen wir das zu?
Nun zu dir: was hast du in dieser Woche von deinen Kindern, Schülern, Mitarbeitenden, o.ä. gelernt?
Susan Omondi