MUSS DAS SEIN?
Juli 30, 2023VALUE DIFFERENCES AND GROW
September 3, 2023…Ein Auszug aus einem Luo-#Schlaflied.
Das war solch ein selbstverständliches Lied, dass dies fast keiner in der Umgebung hinterfragte.
„Back to the roots“ ist für mich ein wirksames Instrument, um meine Beweggründe sowie das, was mich hemmt, besser zu verstehen.
Warum hatte ich, als ich aufwuchs, so viel Angst diesen Hügel, auf dem ich jetzt stehe, zu besteigen?
Wir schreiben die Jahre 1980-1985.
Die Nächte rabenschwarz, bis auf die hellen Sterne.
Die hellen Sterne nehmen wir aber nicht wahr, denn sobald es dunkel ist, ermahnte meine Mutter, gingen wir hinein und verriegelten alle Türen.
In der Dunkelheit passiert Böses – das weiß doch jedes Baby. Zwei Storys, die uns als Kinder immer wieder erzählt wurden, waren:
1️⃣Die „Nyawawas“ – die Untoten, trafen sich und trommelten auf „Got Asego“ – Auf dem Hügel, auf dem ich gerade stehe (siehe Bild).
Jedes Trommeln in der Nacht wurde den bösen Geistern zugeschrieben. Die Erklärung war sehr plausibel: die Geister kommen alle aus dem Friedhof in der Nähe des Hügels.
Alle verlorenen ungeliebten Seelen.
Daher rufen sie nach ihren Verwandten.
2️⃣ Weinende Hyänen auf der Suche nach unartigen Kindern.
Die Hyänen hörten wir tatsächlich in meiner Kindheit aus der Ferne „rufen“, aber tagsüber sahen wir sie nie. Kinder wurden ermahnt, wenn sie „unnötig weinten“, dass eine Hyäne kommen würde, um sie zu holen.
Es gibt bis heute ein Kinderlied dazu. Die Kinder schlafen trotzdem ein:-)
🔸️🔸️
Mit heutiger Sicht scheinen dir diese Geschichte als selbstverständlich unglaubwürdig.
Jedoch als Kind, wenn jeder das Gleiche erzählt und sich entsprechend verhält, ist es sehr schwierig Menschen vom Gegenteil zu überzeugen.
Zudem hatten wir kein Fernsehen. Diese Storys waren beängstigend und unterhaltsam zugleich. Wir wollten immer mehr davon hören.
Meine Schule war ganz in der Nähe und hieß deshalb Asego Primary. Mensch, hatte ich damals Angst alleine am Friedhof vorbeizulaufen.
Bis auf einmal, mit einer Pfadfindergruppe, kam ich nicht auf die Idee, diesen anziehenden Hügel einfach so zu besteigen.
Heute tut es richtig gut, mit meinen Kindern darüber zu reden und zu lachen.
Neulich in Kenia gingen wir wieder auf Got Asego, und genossen den besten Blick auf Homa-Bay und den Victoria See.
Auch im Umgang mit Vielfalt, lohnt es sich, die Quelle der eigenen Hemmungen zu erforschen.
Heute, wenn ich Got Asego besteige, hilft mir jeder Schritt, ähnliche mitgenommene Ängste und deren Auswirkung infrage zu stellen.
Denn das Gleiche passiert, wenn über eine Gruppe von Menschen negativ und einseitig gesprochen wird – nur weil sie anders sind.
Was wohl alles möglich ist, wenn wir einschränkende Überzeugungen gegenüber Unbekannten bewusst loslassen?