Fragte mich eine Kollegin, lange bevor es tolle Wetterapps gab. Nicht, weil ich etwas Weltbewegendes verpasst hatte. 

Ich habe mich nur nicht an den Wettervorhersage-Gesprächen beteiligt.

„Wie wird morgen das Wetter?“

Einheimische scheinen hier Wetterpropheten zu sein. Du fragst dich als Neu-Ankömmling: Der Fortschritt macht es möglich, dass wir im Alltag nicht mehr vom Wetter abhängig sind. Warum in aller Welt lieben sie die Wettervorhersagen?

Das Beste ist, sie lieben es auch darüber zu klagen.

Zu kalt.

Zu nass.

Zu warm.

Zu neblig.

Zu trocken.

Kennst du vielleicht solche Situationen?

Es war einmal in einem Februar. Eines Tages gab es Beschwerden rund um den vielen Schnee. Meine Kollegin beschwerte sich auch.

Am nächsten Tag lag kaum noch Schnee auf der Straße. Meine Kollegin beschwerte sich wieder. Ich fragte direkt: „Was willst du wirklich? Gestern hat es nicht gepasst, heute auch nicht.“

Sie musste selbst über sich lachen. Sie ist ohnehin sehr offen unterwegs und ihr war einfach nicht bewusst, wie das ankommt.

„Stört dich das Wetter nicht, Susan?“

Fragen mich immer wieder Kollegen. 

Wenn das Klagen über das Wetter ein Kriterium für Integration wäre, wäre ich raus.

Hier noch einige Beobachtungen:

🔸️Das kollektive Jammern wird durch die Radiomoderatoren unterstützt

Morgen gibt es leider schlechtes Wetter.

Morgen gibt es endlich gutes Wetter.

Es wird für mich bestimmt, was schlecht und gut ist. 

Das Beklagen wird offiziell unterstützt. 

Amüsant und beängstigend zugleich.

🔸️Kennst du Sabrina? Oder Doris?

Gemäß Experten sorgen Hochdruckgebieten für gutes Wetter, Tiefdruckgebiete für schlechtes Wetter. Schlecht und gut sind global für alle definiert. 

Gemäß Recherche bekamen zu Beginn alle Tiefdruckgebiete Frauennamen. Hochdruckgebieten hingegen Männernamen. 

Darauf zu kommen, dass diese Bezeichnungen diskriminierend sind, wäre ich nie. Wie auch?

Immerhin: Frauen und Männer scheinen ein gemeinsames Verständnis dafür zu haben, was gutes und schlechtes Wetter ist. Gleichstellung auf höchstem Niveau.

Das Wetter und wir – darüber könnte ich ewig berichten.

Ich wähle aber, dir an dieser Stelle 3 Learnings mitzuteilen.

📍 Über das Wetter zu sprechen, vereint. Hier spielt deine Herkunft keine Rolle. Ihr habt einen gemeinsamen Feind. Nutze es für dich, um die Einheimischen besser kennenzulernen.

📍Hinterfrage diese Angewohnheit. Offene Menschen sind für einen Perspektivenwechsel dankbar. Lass das Wetter keine Ausrede sein, sonst suchst du nur Schuldige. Heute ist es das Wetter, morgen die Deutschen.

📍Nimm es als Erinnerung, dass du zwar die Situation nicht ändern kannst, wohl aber deinen Umgang damit. Nimm Vielfalt wie sie ist an, und mache das Beste daraus.

Lass dich nicht vom Wetter aufhalten, wenn es darum geht, magische Wege zu Begegnungen zu entdecken.

Zu heiß heute, was?:-)