DIVERSITÄT BRAUCHT EINE BÜHNE
November 26, 2023UM ZU BERUHIGEN
Dezember 10, 2023Fragte sich einmal eine Teilnehmerin eines Events, bei dem ich Keynote-Speakerin war, bei ihrem Besuch in Kenia.
Wir nennen sie hier Lucy.
Lucy war bewegt von meiner Rede über Vielfalt und wie wir mit einfachen Werkzeugen im Alltag Verständnis aufbringen können.
Ein Werkzeug, das Lucy mit einer Anekdote beim gemeinsamen Abendessen bestätigen wollte, war:
„Wenn du etwas „Seltsames“ beobachtest, suche ein Gespräch, anstatt schnell zu urteilen.“
Lucy beobachtete, dass Mangos in ihrem Urlaubsort in Mengen verfügbar waren. Sie genoss diese Früchte, die sonst in Deutschland nicht annähernd so süß schmecken.
Lucy wunderte sie sich auch, warum keiner darauf kam, diese Mangos zu konservieren.
Nach tiefen Gesprächen kam sie zu der Erkenntnis: Die Menschen in dieser Gegend brauchen dieses Konservierungsdenken nicht. Es gibt das ganze Jahr über immer Mangos.
Dieses im Vorrat-Denken ist für viele Kulturen in Kenia fremd, bestätigte ich Lucy.
Soweit ich mich an meine Zeit in Kenia erinnere, kamen wir nicht auf die Idee, Mangos zu konservieren. Obwohl ich heute zugebe, dass es uns gutgetan hätte.
Wenn ich wie heute diese Winterlandschaft bewundere, denke ich, dass einer der Gründe, warum ein/e Durchschnittskenianer/-kenianerin nicht langfristig denkt, ist:
Es gibt keinen Anlass wie Winter. Es gibt keinen Grund dafür, „in Vorräten zu denken“.
Wozu also für dichte Türen und Fenster zu sorgen oder wozu langfristig denken?
Aktuell, um meinen Termin morgen nicht zu verpassen, überlege ich jetzt schon, um wie viel Uhr ich aufstehe, falls ich den Gehweg vor meiner Abfahrt freiräumen werde. Gedanken, die sich eine Susan in Kenia nie machen würde.
Wir üben im und dank Winter. Wir denken im Schnitt langfristiger und sind planerischer als die Susans in Kenia.
Jedoch: Dieses sehr planerische Denken raubt uns hierzulande Flexibilität – etwas, was Susans in Kenia mehr draufhaben.
Du siehst, egal welchen Ursprung eine Angewohnheit hat, wir können immer voneinander lernen und Verständnis füreinander aufbringen, wenn uns etwas „seltsam“ erscheint.
Für dich in Deutschland/der Schweiz: Habe Verständnis, wenn Nicht-Einheimische bislang nicht so mitkommen, denn Langfristigkeit in Kenia beispielsweise ist ein Wert, der nicht so hoch eingestuft wird wie hier.
Habe Verständnis, wenn deine neue Nachbarin/dein neuer Nachbar das mit dem Schneeschippen noch nicht verstanden hat.
Du darfst sie/ihn gerne empathisch darauf hinweisen. Eine Gelegenheit, euch besser kennenzulernen.
Immer wieder spannend, herauszufinden, was uns prägt.
Hast du Ergänzungen oder eine Story wie Lucy, die für mehr Verständnis sorgt?