“YEAH”
August 29, 2022„STIMMT, WIR ZWEI IN DER KÜCHE, DAS GEHT GAR NICHT“
September 14, 2022Hast du schon mal eine Frage gestellt, deren Antwort du zwar kennst, bei der jedoch Neugier mit Wut verbunden ist, sodass du es aus dem Mund deines Gegenübers hören möchtest?
Vielleicht kennst du solche Situationen.
In deiner bereits natürlichen Auffälligkeit möchtest du nicht nochmals extra aus einer Menge herausgezogen und kontrolliert werden. Einmal, zweimal, dreimal ist in Ordnung, aber jeden Tag, von Montag bis Freitag, an der gleichen Stelle?
Eines Tages hatte ich es satt, von den Grenzgängerpolizisten kontrolliert zu werden. Damals war die Schweiz noch nicht Teil des Schengen-Raumes.
Zu dieser Zeit fuhr ich immer mit weiteren Pendlern zusammen. Ich war Teil dieser Gruppe. Sobald der Zug ankam, ging es weiter mit dem Anschlussbus.
Teilweise habe nur ich den Bus verpasst, weil ich aus der Menge gezogen wurde, um kontrolliert zu werden. Natürlich weiß ich, dass ich auffällig bin.
Ich war für die Polizisten in Deutschland und in der Schweiz gleichermaßen eine Ausländerin. Punkt.
Dementsprechend eine leichte Beute, wenn eine Grenzwache seine Stichprobe durchzieht.
An diesem Tag war es mir zu viel. Ich wurde wie immer herausgezogen. „Ihren Ausweis bitte.“
So schnell kann sich doch mein Ausweis nicht ändern. Ich zögerte.
Die Grenzwache nahm eine andere Haltung an.
„Ihren Ausweis bitte“, wiederholte er weniger freundlich.
Ich fragte dann: „Warum kontrollieren Sie nur mich aus dieser Gruppe von Pendlern?“ Er schwieg. Mittlerweile hatte ich Erfahrung mit Menschen, die schweigen, wenn ich solche Fragen stelle. Also fragte ich suggestiv: „Ist es, weil ich schwarz bin?“
Nach einem kurzen Zögern sagte er: „Ja.“
Ich zeigte meinen Ausweis und ging weiter. Ich hatte die Antwort. Ob es mir dadurch besser ging: Ja, ich hatte die Klarheit.
Auch wenn es schmerzt, Klarheit zu schaffen befreit. Glaube mir.
Was ich aber nicht ahnte, ist, dass diese Frage etwas mit dieser Grenzwache machte. Seine Kollegen schaute zu. Ich kann mir vorstellen, dass sie darüber diskutiert hatten.
Am nächsten Tag wurde ich nicht kontrolliert. Am Tag danach auch nicht. Ich hatte schon ein komisches Gefühl und war zugleich glücklich darüber.
Irgendwann ging das Nichtkontrollieren dazu über, dass Wachen mir einfach zulächelten. Zunächst wurde nur ein Grüezi ausgetauscht, und irgendwann auch einige Sätze.
Es war ein angenehmes Warten.
Weil ich nicht mehr als „Verbrecherin“ behandelt wurde. Weil ich Teil von anderen war.
Solche Wendungen berühren mich sehr.
Was ich dir heute mitgebe:
Gewöhne dir an, Fragen zu stellen.
Wenn etwas dich nervt, schaffe Klarheit, auch wenn es nur heißt: „Warum?“
Irgendwann reflektieren diese Menschen und die Situation wird sich ändern, weil du etwas hinterfragt hast. Das ist ein magischer Weg zu Begegnungen.
In beide Richtungen, selbstverständlich.
Hast du eine ähnliche Story?