„WARUM KONTROLLIEREN SIE NUR MICH?“
September 5, 2022„TJA, WILLKOMMEN IM LEBEN, DAS LEBEN IST SCHARF“
September 19, 2022Sagte mir mein Mann neulich zum wiederholten Mal, als er während eines Gespräches zuschaute, wie ich in der Küche Schubladen offen ließ.
Denn meine Art lenkte ihn vom Gespräch ab. Ich konnte sehen, wie ihn das „Schlachtfeld“ juckte.
Wir lachten beide und dachten an das, was wir vor Jahren mal entschieden haben: Wir teilen uns (fast) alles, nur nicht die Küche während eines Kochprojekts.
Wie du siehst: Vielfalt und die damit verbundenen Herausforderungen fangen daheim an. Nicht erst in den Unternehmen.
Eine Alltagssituation daheim erzählt vieles über uns.
Mein Mann und ich, sind sehr unterschiedlich, was unsere Arbeitsmethodik in der Küche angeht:
Er: ordentlich, räumt Abfall sofort weg und Gewürze sofort wieder an ihren Platz, Schubladen sind konsequent zu, alles streng nach Zeit, ohne das Gericht vor dem Servieren zu kosten.
Ergebnis: Hervorragend. Wenn er kocht, nehme ich spontan zu.
Ich: „Räume-alles-auf-einmal-auf-Stil“: Abfall erst mal sammeln, Schubladen, sofern sie mir nicht im Weg stehen, offen lassen, bis ich mit meinem Kochprojekt fertig bin, damit es schneller geht, alles nach Gefühl und das gekochte unbedingt kosten (lassen).
Wenn man bedenkt, dass ich die QM-lerin bin:-)
Ergebnis aus seiner Sicht: Hervorragend, meistens:-)
Diese Erkenntnis übertrage ich stets in mein berufliches Umfeld.
Wenn es keine Standards und gute Gründe gibt, warum alle etwas ähnlich machen sollen, ist das Respektieren von anderen Arbeitsmethoden ein mächtiges Werkzeug, um Raum für Neues zu schaffen.
Zu erkennen, dass das „Anders-Sein“ bereichernd ist, schafft tolle Ergebnisse und verfestigt wiederum Beziehungen.
Für manche Paare ist vielleicht das gemeinsame Kochen eine Teambuilding-Maßnahme.
Für uns ist das getrennte Kochen die Maßnahme. Nicht mal Rezeptdetails werden verraten. Dieses Los-lassen ist genial.
Das Ergebnis ist verblüffend.
Manchmal sind wir bei einem Thema so vertieft, sodass wir diese Regel vergessen.
Da stellt er fest: „Stimmt, die Küche für mich ist gerade gesperrt“.
So lebt er lange, wenn er sich nicht unnötig belastet mit der Frage, ob er mir einen Hinweis geben soll oder nicht.
Für mich gilt das Gleiche: Ich stelle auch dann fest „Stimmt, du brauchst Platz“, da er sich viel bewegt, um nicht mehr benötigte Sachen sofort wegzuräumen.
Ist es nicht wunderbar anderen Raum zu geben, damit sie sich entfalten, ohne dass wir uns einmischen?
Was ich dir mitgebe: lasse los, lass es auch mal anders als du gewohnt bist gemacht werden. Du lebst länger (vielleicht:-)), auf jeden Fall glücklicher.
Ich weiß noch, wie ich als junge Praktikantin strahlte, als mein Chef mir sagte „Susan, ich vertraue dir. Mach es, wie du es für richtig hältst“.
Was hast du für eine Story? Im privaten oder beruflichen Kontext?