
„VIELLEICHT SOLLTE ICH EINFACH DANKBAR SEIN…
Februar 26, 2023
„DER MANN OHNE MUTTERSPRACHE“
März 12, 2023Neulich ging ich ins Zimmer meiner Tochter. Häufig lädt sie mich ein, mit auf ihrem Bett zu sitzen, dann gibt sie mir ein Update ihres Tages oder wir sind einfach da nebeneinander; jede schreibt an ihrem Manuskript oder liest.
Auch diesmal freute ich mich so sehr auf sie, und habe nicht darauf geachtet, dass sie ihre Ruhe möchte. Also sagte sie, „Jetzt nicht, später“.
Ich habe das zuerst ignoriert.
Sie fragte daraufhin ganz dann harmlos, ohne dass ich erahnen konnte, was folgt:
“Möchtest du wissen, was ich gerade mache?”
Ich, erleichtert, dass sie mich versteht und zugleich neugierig auf ihre Antwort sagte mit Freude „Ja“.
Meine Tochter weiß, wie es geht Spannung aufzubauen. Also drehte sie ihren Laptop zu mir und tippt diese Frage in Google ein, so dass ich genau verfolgte, was sie macht:
“Wie werde ich meine Mama los?”
Ich schaute sie verwundert an. Sie lachte herzlich und ergänzt:
“Mama weißt du, es gibt Antworten darauf”
Ich verstand sie. Wir lachten beide erneut, und ich respektierte ihre Privatsphäre.
Obwohl unsere Anekdote in der Familie für Gelächter sorgte, hat mich diese Situation daran erinnert, dass es:
– noch nie so leicht war, anonym Fragen zu stellen und die Antworten darauf zu erhalten.
Und aus diesem dem Grund ist es wichtiger denn je, sich Gedanken darüber zu machen, welche Antworten wir Jugendlichen, wie in diesem Beispiel, geben.
Ich war natürlich neugierig und habe dann nachgeschaut, was es so für Fragen und Antworten in diesem Zusammenhang gibt.
In meiner letzten Livesendung mit Rahman Jamal betonte er auch, wie wichtig es sei, das Feld (wie zum Beispiel soziale Medien) nicht anderen zu überlassen, die eventuell andere Werte vermitteln.
Genauso wenig können wir unseren Kindern nicht verbieten, ihre Antworten im Internet zu suchen, aber wir können nah bei ihnen sein, so dass sie lieber diese Antworten von uns erhalten oder gar es nötig haben, solche Fragen zu stellen.
Wenn es dazu kommt, ob online oder offline, dann bin ich gefragt, egal wem gegenüber, Verantwortung über meine Botschaften und Antworten sowie über Lösungen zu übernehmen.
Diversität und Verantwortung gehen Hand in Hand. Es gibt kein WIR, wenn wir Schuldzuweisung ausüben. Jeder kann den ersten Schritt zu einem neuem WIR machen.
Umso mehr freute ich mich über diese Aussage in dieser Woche von einer Leserin:
“Susan, du schreibst so, dass ich mich als Deutsche nicht schämen muss. Ich fühle mich eingeladen mitzudiskutieren. Mir war vieles nicht bewusst.”
Und das ist auch Rahman Jamal mit seinem Buch „Der Mann ohne Muttersprache“ sehr gelungen. Mehr dazu am nächsten Sonntag.
Überlässt du auch das Feld anderen?