Sagte mir neulich eine sehr freundliche Ticketverkäuferin in Österreich, als ich dabei war, das Parkticket zu kaufen.

Kennst du solche Momente? Eine Bemerkung trifft dich plötzlich und du empfängst sie mit gemischten Gefühlen?

Für eine Sekunde wusste ich nicht, ob sie das ernst meinte oder ob sie mich „aufziehen“ wollte.

Die sympathische Frau meinte es ernst und wollte mir helfen, falls ich selbst nicht darauf komme, dass ich dadurch sparen kann.

Ich lachte herzhaft und sagte zu ihr:

„Das ehrt mich, aber ich wurde im April 48.“

Da schaute sie mich mit großen Augen an, lächelte breit und verlegen zugleich und blieb sehr freundlich.

Das war nicht die erste Begegnung mit solchen Einschätzungen. Immer wieder sagen mir Freunde und Bekannte, dass es für sie schwierig ist, das Alter von Dunkelhäutigen oder von Menschen aus Asien zu schätzen.

Rasch wird hinzugefügt: „Sie sehen in der Regel jünger aus.“

Stimmt das oder strengen wir uns nur nicht an?

Was ich von dir heute wissen möchte, lieber Leser / liebe Leserin:

Warum ist es uns wichtig, das Alter zu schätzen? Geht es wirklich um das Alter oder um ein Gespräch?

Würde es dich stören, wenn jemand mit dem Schätzen deines Alters daneben liegt, egal in welche Richtung?

Das Altwerden bewegt uns in allen Kulturen – vielleicht mit unterschiedlichen Wahrnehmungen und Assoziationen.

Die Wege zu magischen Begegnungen sind vielfältig.

Meiner Meinung nach: wer Gespräche zulässt, egal worüber, trägt viel zur kulturellen Vielfalt bei. Wie gestern in einem Hörbuch über „Story and Screenwriting“ beim Autofahren gehört (frei übersetzt)“:

„Wenn zwei Leute über das Wetter sprechen, geht es nicht wirklich um das Wetter. Es geht darum, dass sie sich gegenseitig wahrnehmen.“

Die Gespräche über das Alter sind ähnlich – wenn sie gerade nicht für unseren Beruf relevant sind.

Es geht uns vielleicht nicht was an, aber wir haben nun mal das Altwerden gemeinsam.

Darüber zu sprechen ist vielleicht nur eine Tür zu etwas Größerem, was wir noch gemeinsam bewegen können.

Wir lernen uns besser kennen und schätzen. Egal, welche Herkünfte wir haben.

Mit jedem Dialog habe ich die Möglichkeit zu überprüfen, inwieweit ich mich selbst und andere akzeptiere.

Mit jedem Irrtum habe ich die Möglichkeit, Vorurteile und Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.

Wie siehst du das?