Vorab: Auf dem Bild ist Karoko, meine liebe Schwester, die wir sehr gerne besuchen, wenn wir in Kenia sind. Sie ist, seitdem ich denken kann, unabhängig, stark und organisiert.

Karoko hat mich stets unterstützt und befähigt. Sie war und ist immer für mich da. Eine Schwester, die ich jedem wünsche.

Karoko ist nur 2 Jahre älter als ich, das heißt, wir haben vieles gemeinsam erlebt. Heute würdest du denken, ich bin älter, denn sie hat gar keine Falten:-) –  stellen wir immer wieder fest.

Mit Karoko verbindet mich auch, dass sie
sich gerne auf Gespräche einlässt, einen Blick in die Vergangenheit wagt, um dann bewusst loszulassen.

Wenn wir uns heute treffen, tut es so gut unsere Erinnerungen in Frage zu stellen. Wir lachen auch sehr viel dabei.

Einige Episoden bleiben ungeklärt. Doch mit der Zeit sind wir in der Lage, uns in die Perspektive von anderen, die uns „seltsam“ vorkamen, zu versetzen.

Wir sind weiterhin in der Lage, die andere Ansicht unvoreingenommen zu erfahren, in dem wir uns gegenseitig fragen: wie war deine Wahrnehmung damals?

Die Antworten darauf bestätigen, dass es mindestens zwei Seiten einer Story gibt. Mein Blick mag damals eingeschränkt gewesen sein. Wenn Karoko mir ihre Sicht der Dinge erklärt, scheint die Situation nicht mehr „schlimm“ zu sein.

Wir verstehen dadurch einiges viel besser.

Dann verzeihen wir, in erster Linie uns selbst.

Dann blicken wir wieder nach vorn.

Auch heute, in Umgang mit Vielfalt und damit verbundenen Herausforderungen, wenn ich mich in die Rolle des „Ablehners“ versetze und frage: „Was ist dein Beweggrund?“, erkenne ich, dass es mehrheitlich nicht mit mir persönlich zu tun hat.

Ich schaffe es dann oft, entweder mein Gegenüber mit anderen Argumenten zu erreichen oder bewusst loszulassen.

Dann blicke ich wieder nach vorn.

Was ist mit dir?

Hältst du fest an der Seite der Story, die du kennst?

Oder bist du bereit, die andere Seite der Storys zu erfahren?

Vielleicht hast du auch eine „Karoko“, mit der du dich frei über eine Situation, die dich beschäftigt bzw. hemmt, unterhalten kannst.

Wenn mein Mann heute im Alltag mir sagt „Ich zeige dir bewusst die andere Seite…“ dann bin ich zunächst skeptisch, aber das Ergebnis ist befreiend. Befähigend.

Die eigene Sicht herauszufordern ist für mich ein mächtiges Werkzeug, um in so einer vielfältigen Gesellschaft wie die unsere, gemeinsame Erfolge zu erzielen.

PS: Verena Witte: vielen lieben Dank für dieses spontane Bild, das du von mir und Karoko in Migori gemacht hast😊🥰❤️