
AUTO BRUMM BRUMM UND UNSERE FREIWLLIGE SPRACHREGRESSION INSTINKT DER VERALLGEMEINERUNGEN – 3 STORIES & LEARNINGS DARAUS
November 23, 2020
„DARF ICH DEINE HAARE ANFASSEN SUSAN?“
Dezember 13, 2020
Wenn mein Sohn (11) sich über etwas aufregt oder freut, weißt du es sofort. Ich kann vieles von ihm lernen. Er ist nicht nachtragend.
In dieser Woche passierten 3 Dinge, die meine Sicht der Dinge änderten.
Wenn ich zulasse, dass ich von meinen Kindern lerne; passiert Magie.
#STORY 1: „DAS BESTE VOM TAG“
Ich rief meinen Sohn von unterwegs an, als er von der Schule kam, und wollte „strukturiert“ wissen, wie es in der Schule war. Ich stellte fest; ich wollte nur „beruhigt“ werden, dass alles okay ist, bis ich ankomme, damit ich weiterarbeiten kann. Traurig, oder?
Er wiederum sprühte vor Freude, er hatte etwas zu erzählen. „Weißt du Mama, heute ist was ganz Großartiges passiert, das Beste vom Tag…“ fing er an.
„Ich habe meiner Schwester das letzte Brötchen in der Mensa überlassen. Es gab nämlich keines mehr, dann hat die Verkäuferin das Ganze mitbekommen und sie gab mir deshalb eine Mohnschnecke umsonst, einfach so“.

Ich war stolz und gerührt über seine Geste, über die Anerkennung durch „Fremde“ und über seine Freude, dass seine Tat mindestens 3 Leute berührt hat. Auch er hatte nicht mit dieser Wirkung gerechnet.
Warum es lohnenswert ist das zu erzählen: mein Sohn geht zur Schule, weil es ein Muss ist, Sport und Englisch liebt er, alles andere ist „langweilig“, „braucht man nicht“, sagt er. Aber solche Erfahrungen bestätigen mir noch, Schule ist nicht nur da, um vorgegebenen Stoff zu lernen, sondern um das Miteinander zu lernen. Wie gehen wir in unterschiedlichen Situationen miteinander um?
Ich erinnere mich selbst noch sehr gut an meine Schulzeit, teilweise unter sehr harten Umständen. Jedoch die Erkenntnisse daraus: „Kleine“ Anerkennungen, solche kleinen Momente, die prägen uns.
Ihm ist egal, welche Note er bekommt, denn er weiß jetzt schon, was er will. Auch das ist stark und wiederum sehr wichtig für mich als Elternteil zu akzeptieren. Mittlerweile wissen wir, dass die Noten uns nicht unbedingt voranbringen. Im Gegensatz zu mir hat er das früh erkannt. Mich haben gute Noten motiviert, man könnte sagen, ich war eine Streberin:-)
Aber auch hier ist wichtig für mich zu erkennen, die Welt ändert sich und ich lasse los. Er wird seinen Weg gehen. Was uns verbindet, sind die gemeinsamen Werte, solche Momente.
Und was bedeutet dies für meinen Job, für meinen Beruf? Aufmerksam sein, meinem Team auch immer wieder zeigen, dass sie etwas bestimmtes gut gemacht haben. Nicht warten bis zu den offiziellen Terminen. So etwas steht nicht im Zeugnis. Und das bringt mich zu Story 2.
#Story 2: „ICH BIN DOCH KEIN GEGENSTAND; IHR BERICHTET ÜBER MICH, ALS OB ICH EIN ROBOTER WÄRE, (…)“
Auszug aus dem Zeugnis: „XXXYY zeigte sich im vergangenen Schuljahr als (…) Schüler“. Im Unterricht war er (…). Sein Verhalten war (…)“
Als mein Sohn gestern erneut sein Zeugnis las, rastete er in einer charmanten Art aus und machte mich damit sehr nachdenklich.

„Ich bin doch kein Gegenstand“ sagte er, „Ihr berichtet über mich, als ob ich ein Roboter wäre, der programmiert wurde, um zu funktionieren“.
Ich fragte ihn, „Was wäre besser? Was schlägst du vor?“
Er: „Ist doch klar: „Du hast/bist (…), mit dir war es (…)““
Ich fragte weiterhin, ob er den Inhalt schon vorher von seinen Lehrern kannte.
„Ja, teilweise und da sprechen sie mich an. Hier im Zeugnis, sprechen sie mich nicht an“.
Als ich meinem Mann davon erzählte, sagte er:
„Klar, wir reden ÜBER ihn, nicht MIT ihm, das ist ein großer Unterschied“.
Wie oft reden wir über-einander und nicht mit-einander, auch unbewusst?

Ich dachte nach, wie es bei mir war und warum es mich nie gestört hat. Ich schaute bei mir in den „Report-Forms“ nach (Schule in Kenia); ich wurde direkt angesprochen. Meistens jedenfalls.
In der Geschäftswelt, so nehme ich wahr, protokollieren wir mehr über Personen anstatt miteinander zu reden, z.B. bei Gesprächen mit Mitarbeitenden, Zeugniserstellung.
Ich kenne Einige, die schon mal über den Inhalt überrascht waren, ob positiv oder negativ
Als Auditorin und Beraterin berichte ich konsequent: Dort ist es mir wichtig, immer zu sagen, es geht um die Sache, nicht um die Person. Dazu stehe ich. Aber ich teile allen Auditierten das Ergebnis direkt nach jeder Sequenz mit, so dass keine Überraschungen im Bericht vorkommen. Wir berichten auch nicht über einzelnen Personen.
Ich frage mich nun: Warum schreiben wir Zeugnisse (Schule/Geschäft) in der dritten Person? Gibt es einen guten Grund dafür?
Gibt es Organisationen, die es anders machen?
#Story 3: „DU GEWÖHNST DICH DRAN“
Eine Kleinigkeit könnte man meinen, aber eine, die mir wieder zeigt, dass ich mehr kann, als ich mir zumute und dass alles im Kopf anfängt.
Mein Sohn und ich haben seit August die Freude am Federballspielen (Badminton) abends im Garten entdeckt. Wir werden immer besser: spontan, keine Ausrüstung erforderlich, keine langen Wege, einfach Freude an der Bewegung.
Wenn er Regeln macht, werden diese natürlich seinen „Gewinnchancen“ angepasst. Keine Chance für mich zu gewinnen.
Was mich aber am meisten beeindruckt; seine Hartnäckigkeit, wenn ich immer wieder aufgeben möchte und ich zahlreiche Gründe dafür habe.
„Du sagst doch immer Sport ist gut, also los“ sagt er. Ich werde mit meinen eigenen Waffen geschlagen.
U.a. sage ich, sofern es dunkel wird: „Jetzt sehe ich den Ball nicht mehr, wir hören auf“.
Er: „Nein. Weisst du, du gewöhnst dich daran, einfach fokussieren und deine Augen werden den Ball erkennen“.

Eine Stunde später und wir spielen noch. Schon wieder stelle ich fest, die meisten Grenzen setzen wir uns selbst. Erschreckend, nicht wahr?
Unser Einflussbereich ist meistens grösser als wir denken – lernte ich von meinem Lieblingsautor S. Covey und doch vergesse ich das immer wieder.
Wenn ich das nicht bei Kleinigkeiten übe, wie kann ich das bei größeren Sachen machen?
Ich bin dankbar, dass meine Kinder mich immer daran erinnern, wie ich wirke und bin immer wieder fasziniert, wie viel ich von den Kindern lerne, wie sie mir helfen, meine Sicht der Dinge zu ändern.
Es müssen nicht immer die „erfolgreichsten“ und „berühmtesten“ Leute sein, von denen wir lernen. Manchmal sind unsere Augenöffner wirklich nah und griffbereit.
Die Frage ist: lassen wir das zu?
Nun 3 Fragen an dich:
1. Was hast du Unerwartetes erlebt, eine kleine Aufmerksamkeit wegen einer guten Tat? – Story 1
2. Redest du über oder mit deine(n) Kollegen/MA? – Story 2
3. Setzt du dir selbst Grenzen, die dich limitieren? – Story 3
Susan Omondi, 20.09.2020.
