SIE WERDEN MICH NICHT ERNST NEHMEN, WEIL ICH EINE FRAU BIN
August 18, 2024DAS IST EIN GESCHENK…
September 8, 2024
Neulich erzählte mir ein Kollege von einem Bewerbungsprozess, den ein Bekannter durchlief. Meinem Kollegen wurde als „Vermittler“ gesagt: „Er passt nicht zu uns.“ Diese Aussage wurde auf Grundlage eines Deckblattes mit Foto getroffen.
Mein Kollege fragte sich, was genau damit gemeint war. Weißt du es?
Heute ist der 1. September. Viele HR-Verantwortliche und Entscheidungstragende sind aus dem Urlaub erholt zurück und haben nun die Gelegenheit, Bewerbungen zu sichten – Bewerbungen von Menschen, die auf ein Feedback hoffen.
Menschen, die wissen, dass du als Verantwortliche*r nur eine oder zwei Personen einstellen wirst, und gespannt sind, wie du Absagen begründest.
Aus meiner eigenen Erfahrung – sowohl persönlich betroffen als auch durch Erlebnisse anderer – habe ich diesen Satz „Er passt nicht zu uns“ oder „Sie passt nicht ins Team“ schon oft gehört.
Lasst uns doch konkreter sein: Was genau passt nicht zu uns?
Und was ist eigentlich mit „UNS“ gemeint? Sind es vielleicht eigene Ängste?
Ich erlebe oft, dass Diversität Menschen verunsichert. Die Gründe dafür können vielfältig sein.
Daher habe ich gelernt: Je spezifischer wir in unseren Aussagen sind, desto besser ist es für alle Beteiligten.
Ich schätze Rückmeldungen, mit denen ich etwas anfangen kann. Zum Beispiel: „Uns hat diese oder jene Kompetenz gefehlt.“ Einige haben mir auch offen gesagt, dass es an meiner Nationalität lag. Das kann ich zwar nicht ändern, aber es ist zumindest konkret. Mir ist bewusst, dass sie das nicht „dürfen“, aber es hilft auch nicht, etwas anderes zu erfinden, wenn das der wahre Grund ist. So weiß ich von Anfang an, woran ich bin.
„Sie passen nicht zu uns“ – und das nur aufgrund des Bewerbungsbildes – lässt jedoch vieles offen.
Die Folge: Wenn die betroffene Person vielleicht einer Minderheit angehört, wird sie Diskriminierung vermuten. Und schon beginnt der Teufelskreis.
Viele Menschen, die ich kenne, sagen mir: „Ich habe eh keine Chance. Sie sehen nur mein Foto und denken, ich passe nicht.“
Mein Appell heute – weil ich weiß, wie sehr solche Worte Menschen verletzen, sie kleinmachen und ihnen die Stimme nehmen können: Sei konkret in deinem Feedback. Je spezifischer und klarer, desto besser.
Ich bin sicher, jede*r kann mit einem „Nein“ leben und daran wachsen. Wir entscheiden jedoch, ob unsere Absagen Menschen kleinmachen oder befähigen.
Hast du schon einmal eine Absage bekommen, die dir weitergeholfen hat, auch wenn sie zunächst schmerzte?
Ich schon. In solchen Fällen waren die Menschen konkret, auch wenn es zuerst weh tat. Es gab wenig Raum für Spekulation.
Ich habe auch gelernt, nachzufragen, wenn etwas unklar ist und es mir wichtig erscheint.
Also, wenn du das nächste Mal so eine Absage erhältst, frage nach:
„Was genau passt nicht?“
Du wirst erstaunt sein, wie viel Wertvolles du mit dieser einfachen Frage in Bewegung setzen kannst.