ICH WAR ÜBERFORDERT
November 17, 2024„SIE BEHANDELN SIE WIE GANZ NORMALE KINDER.“
Dezember 1, 2024… fragte Andreas Müller unter einem meiner Posts vor einigen Monaten.
Diese berechtigte Frage hat etwas in mir ausgelöst.
Es gibt sie ja: die wahrgenommenen bösen, nicht wohlwollenden, bewertenden und angeblich auch neidischen oder „hexengeladenen“ Blicke.
Doch woher wissen wir eigentlich so genau, welche Art von Blicken das sind?
Und wenn es keine freundlichen Blicke sind, hat das wirklich etwas mit mir zu tun?
Und was denke ich, wenn ich andere Menschen beobachte? Ich nehme Menschen wahr und schätze es beispielsweise, wenn Kinder glücklich spielen. Wenn ich gerade nicht in der Innenstadt bin, sage ich mindestens „Hallo“.
Im Frühling hatte ich ein spannendes und lehrreiches Erlebnis:
Ich lief in die Stadt. Ich trug eine rote Jacke, rote Schuhe und meinen roten Kopfhörer. Ich genoss ein Hörbuch über Leadership, während ich meine Umgebung im Blick behielt – schließlich möchte ich ja nicht überfahren werden.
In einer Wohngegend bemerkte ich einen jungen tätowierten Vater, der offensichtlich viel Spaß mit seinen zwei Töchtern hatte. Mir ging das Herz auf, und ich wendete den Blick nicht sofort ab. Das Bild faszinierte mich, weil ich mich ertappte, wie ich zwei meiner eigenen Vorurteile hinterfragte.
Erstens dachte ich: „Wie schön, dass es immer häufiger vorkommt, dass Väter mit ihren Kindern unterwegs sind.“ Ich war dankbar für diese Veränderung.
Zweitens dachte ich: „Interessant, was ich früher über Tätowierte angenommen habe – worauf basierten diese Annahmen überhaupt? Persönlich habe ich keine schlechten Erfahrungen gemacht.“
Als sich unsere Blicke kreuzten, lächelte ich die drei an. Ein Kind wirkte etwas verlegen. Der junge Vater schien ebenfalls nachzudenken, machte jedoch den ersten Schritt:
„Tolles Outfit“, sagte er.
Ich war unsicher, ob er mich meinte, also wiederholte er: „Wir finden Ihr Outfit echt toll!“
Es stellte sich heraus, dass eine der Töchter ihm etwas zugeflüstert hatte: Sie hatte keine Angst vor einer schwarzen Frau. Stattdessen hatte sie ihm nur gesagt, was ihr an mir gefiel.
Mit Freude bedankte ich mich und war zutiefst bewegt.
Ich dachte an die Frage von Andreas Müller: „Was passiert, wenn sich unsere Blicke treffen?“
In solchen Momenten haben wir die Chance, unsere Annahmen gegenseitig zu überprüfen, antwortete ich für mich selbst.
So harmlos, so reflektierend, so schön war diese kurze Begegnung – sie hat mir geholfen, meine eigenen Vorurteile zu hinterfragen.
Sich selbst auszuschließen ist anstrengend. Andere auszuschließen ist ebenso anstrengend.
Diese Energie könnten wir besser nutzen, um unsere Gesellschaft und unsere Unternehmen voranzubringen, anstatt immer das Schlimmste voneinander anzunehmen.
Beobachtest du auch andere heimlich mit Neugier?
Was passiert, wenn sich eure Blicke kreuzen?